Als ich einmal mit der OÖ-Goldhaubengruppe nach Portugal fuhr
(Erlebnisaufsatz)
Über 200 Goldhaubenfrauen aus ganz OÖ, garniert mit etwa 40 Männern, die wegen „guter Führung“ mit ihren Frauen mitreisen durften – und dazu gehörte auch meine Wenigkeit – machten sich am Staatsfeiertag auf, um Portugal zu bereisen. Bevor die Goldhaubenfrauen aber in die Luft gingen, mussten sie am „Matchbox-Flughafen Hörsching“ noch eine Flugverzögerung von 2 Stunden verkraften. Zunächst nützte ich die Zeit für Small Talk, anschließend schlenderte ich durch die noch in Nebel gehüllte Asphalt und Betonlandschaft des Hörschinger Flughafens – Romantik „poor“! Schließlich, gegen 10 Uhr hoben wir ab und ein ruhiger Flug mit einer tschechischen Besatzung brachte uns wohlbehalten nach Porto. Die über 240 Reiseteilnehmer wurden nun farblich separiert und auf 5 Busse aufgeteilt – fast 65 Jahre musste ich warten, dass ich endlich zu den „Blauen“ kam! Porto, eine Stadt, die mir bisher nur vom Fußball (FC Porto) ein Begriff war, ist eine ganz tolle Stadt, wunderbar auf einer Granitfelsenge des Flusses Douro gelegen, der sich dort nach etwa 900 km in den Atlantik „vertschüsst“.
Beeindruckend der Börsepalast mit neoklassizistischer Fassade und einem im maurischen Stil gehaltenen Festsaal, der mich an Alhambra erinnerte – mei, soo schean! Auf einer Bootsfahrt bei prachtvollem Wetter genossen wir die herrliche Lage dieser Stadt, imposante Gebäude, liebliche bunte und von Menschen pulsierende Uferpromenaden, dazu die vielen architektonisch beeindruckenden Brücken, die mich wiederum an Budapest erinnerten. Diese Bootsfahrt zeigte uns die ganze Schönheit dieses städtebaulichen Juwels. Gegen Abend ließen wir die heimliche Hauptstadt Portugals hinter uns und fanden an der Atlantikküste bei Ofir ein nettes kleines Hotel, das unser kleines Grüppchen (240 TN) locker schluckte. Nach einem ausgiebigen und hervorragenden Buffet faszinierte mich in der Bar eine junge Dame, die noch schöner sang als sie ohnehin schon aussah – wunderbare, stimmige Livemusik vom Feinsten! Ein Grund mehr, noch eine 2. Flasche Wein zu bestellen.
2. Tag:
Wir Österreicher, die wir ja mit der Wachau, den Kellergassen im Weinviertel, der südsteirischen Weinstraße und dem mondänen Weingut Gmeiner in Weinzierl mehr als gesegnet sind, nahmen am 2. Reisetag bei einer Panoramafahrt die zum Weltkulturerbe der Menschheit zählenden Weinbauterrassen des berühmten Dourotales genauer in Augenschein. Nach einem mehr als sehenswerten Kurzaufenthalt in Amarante, wo uns die dortige Kirche und die Sao Gonzales Brücke besonders imponierten, ging's zum heißersehnten Weingut, wo wir schon beim Eingang mit einem Gläschen Portwein empfangen wurden. Im Gegensatz zu meiner Frau schlich ich mich immer wieder gekonnt an, um eine weitere Füllung des Gläschens zu erhaschen. Wir alle waren entzückt von der herrlichen Lage – die Weingärten im farbenfrohen Herbstmantel waren ein Augenschmaus, für den Gaumenschmaus sorgten Portwein, etwas Käse und ein Lammripperl. Natürlich gab´s auch eine Führung, wo uns die reiche Geschichte dieses Weinguts offenbart wurde. So sind einige Holzfässer noch mit Weinen der Ur-Urgroßväter gefüllt. Auch die Liköre ließ ich tröpfchenweise in meinem Gaumen zur vollsten Entfaltung kommen. Ein wunderbarer Aufenthalt bei prachtvollem Wetter – wir alle waren in bester weinseliger Stimmung. Nur das abschließende Gruppenfoto aller 240 Reiseteilnehmer bedeutete für einige noch eine Herausforderung, jeder und jede suchte verbissen einen für sich optimalen Platz. Helene und ich waren natürlich an vorderster Front, ganz nach dem Motto „die Schönen nach vorne“! Auf der Heimfahrt genossen wir die romantische wie kurvenreiche Straße durch das Dourotal.
Der eineinhalb stündige Aufenthalt in einem Ort, dessen Namen ich aus Höflichkeitsgründen verschweige, erfüllte aber in keinster Weise unsere hohen Ansprüche, da sind wir Österreicher mit Spitz, Weißenkirchen und Weinzierl was anderes gewohnt. Schwamm drüber, es war ein wundervoller Tag, der mit einem abendlichen Spaziergang am Atlantikstrand noch einen ganz romantischen Touch erhalten sollte. Teilweise barfuß wanderten die Reiseweltler den Sandstrand entlang, begleitet vom monotonen Rauschen des Meeres mit seinen wild aufschäumenden Wellen. So am Sand habe ich die Goldhaubenfrauen noch nie erlebt! Vom Meeresspaziergang angetan war ich dann beim Abenddinner ganz auf Fisch eingestellt. 4x raffte ich mich auf und holte mir jeweils ein Filetstück von der Goldbrasse, dazu 1 Liter Weißwein – ein großes Finale eines denkwürdigen Tages!
3. Tag:
„Ab in den Süden“ hieß es am 3. Tag. Entlang der Autobahn entdeckten wir teils von Bränden geschwärzte Eukalyptuswälder, schließlich erreichten wir das malerische Städtchen Aveira, ob der vielen Kanäle auch als „Venedig Portugals“ tituliert. So wurden denn auch die bunten Ausflugsboote emsig fotografiert, es taten sich aber auch farbenfrohe Häuserzeilen auf, auch Jugendstilbauten erspähte mein geschultes Auge. Der kulturelle Höhepunkt in Alveira war aber doch der exklusive Männerfrühschoppen. Gegen 11 Uhr kam es so zum Zusammenstoß von 5 Biergläsern – PROST!
Dann ging´s weiter nach Süden in die ehemalige Hauptstadt Coimbra – eine Stadt, die auf einem Berge liegt, kann nicht verborgen bleiben! Und ganz oben auf dem Berge, sozusagen als die Krone der Stadt, die berühmte Universität, eine der ältesten in Europa (1290). Der damalige König schenkte einfach seinen Palast her, zog nach Lissabon und Coimbra hatte dafür eine großartige UNI, welche noch im 21. Jhdt. die Goldhaubenfrauen aus OÖ in Staunen versetzte. Helene und ihr lieber Mann kämpften sich auch noch 300 Stufen hinauf zur Kathedrale, die Belohnung war ein Meisterwerk der romanischen Architektur. Als Romanikfans waren wir vom Kircheninneren und vom Kreuzgang mehr als ergriffen. Gegen Nachmittag ließen wir das schöne Coimbra hinter uns, Fatima hieß das nächste Ziel. Erschien im Jahre 1917 die Gottesmutter Maria 3 Hirtenkindern, so erschienen im Jahre 2019 in Fatima an die 200 Goldhaubenfrauen. Nach einer kurzen Besichtigung des riesigen Areals mit einer 9000 Menschen fassenden modernen Basilika und einer klassischen Kathedrale zogen wir uns ins nahe Hotel zurück, um nach etwas Entspannung und einem ausgiebigen Abendessen für die Lichterprozession ab halb zehn gerüstet zu sein.
Ausgestattet mit Kerzen schwirrten im Dunkel der Nacht die Goldhaubenfrauen in ihren festlichen Dirndln aus – auch einige Männlein putzten sich in Tracht heraus – um an der täglichen Lichterprozession teilzunehmen. Es war eine tief beeindruckende Feier zur Ehre und zum Lobpreis Mariens. Im Lichtermeer der grob geschätzten 2000 Pilger erklang immer wieder das Ave Maria, was in mir teilweise Gänsehautfeeling auslöste. Dass wir Europäer zwar mehrsprachig sind, aber der gemeinsame Glaube uns doch zutiefst verbindet, wurde besonders deutlich beim gemeinsamen Rosenkranzgebet. Zuerst Portugiesisch, dann Spanisch, Englisch, Italienisch und schließlich Deutsch – jedes Gesätzchen wurde in einer anderen Sprache vorgebetet, im 2. Teil des Ave Maria war ein vielstimmiges babylonisches Sprachengewirr zu hören – jeder betete „tapfer“ in seiner Landessprache. Als letzte Vorbeterin war unsere Landesobfrau auf Deutsch an der Reihe. Martina machte es derart ausgezeichnet, dass sie von sich aus noch eine Zugabe mit einem elften „Gegrüßet seist du Maria“ einforderte. Nach dem Rosenkranzgebet dann die eigentliche Lichterprozession, von der Erscheinungskapelle weg über den Platz zur Kathedrale. Vorne ein riesiges leuchtendes Kreuz, dann die getragene blumengeschmückte Darstellung der Gottesmutter und dahinter das Lichtermeer von tausenden Pilgern. Sehr stimmig und beeindruckend! Gegen halb elf Uhr abends ging's wieder zurück ins Hotel. Während andere sich schon wieder den niederen Bedürfnissen an der Bar hingaben, ließen Helene und ich diese Lichterprozession im stillen Kämmerlein noch nachwirken.
4.Tag:
Gotik in höchster Vollendung begegnete uns zu Beginn des 4. Reisetages, als wir in Alcobaca den 1. Halt machten. Die dortige gigantische Klosteranlage der Zisterzienser beherbergt Portugals größte Kirche und ist ein Meisterwerk gotischer Baukunst. Staunend und ergriffen durchwanderten wir den Kreuzgang und das Kircheninnere, welches mich von der räumlichen Aufteilung sehr an das Stift Baumgartenberg erinnerte, nur dass Baumgartenberg
später barockisiert wurde. Vom riesigen Klostervorplatz aus erspähte mein Auge wiederum eine Taverne, wo dann der obligate Männerfrühschoppen stattfand, während Helene einige Einkaufsmöglichkeiten entdeckte und mit einigen gefüllten Einkaufsäckchen wiederum den Bus bestieg. Der Goldhaubentross machte sich nun auf nach Nazarè, eine zweigeteilte Stadt: ein Teil, hoch oben auf einer Felsklippe mit herrlicher Aussicht, der 2. Teil der Stadt breitet sich unten entlang des Strandes aus und ist übersät mit Bars und Restaurants. Da schwirrten wieder alle aus, um ein schönes Essplätzchen zu erhaschen, Anni L. fand – wenig überraschend – das beste Lokal, aber auch Helene und ich entdeckten mit Karl und Gerti eine nette Futterstelle mit Blick auf den Strand und die hohen Klippen. Fisch in den verschiedensten Kreationen war angesagt, dazu ein Fläschchen Wein – mei woar des guat!
Ob der doch großen Essensmenge stieg ich leicht „angefressen“ in den Bus, der uns ins malerische Städtchen Obidos brachte. Die engen Gässchen zu durchwandern, vorbei an den blau-weiß gedünkten Häusern, an deren Wände sich die farbenfrohen Bougainvilleas emporschlängelten, lohnte sich allemal. Ganz oben „bewachte“ eine mittelalterliche Burg das liebliche Städtchen. Noch schnell ein Eis, dann verließen wir Obidos – vom Bus aus gönnte ich mir noch einen Blick zurück auf die Stadtmauer, die dieser Stadt im wahrsten Sinne des Wortes einen mittelalterlichen Rahmen verleiht.
Auf der Fahrt nach Lissabon fütterte uns Silvia noch mit Infos zur portugiesischen Hauptstadt, so dass wir bestens vorbereitet nach Lissabon einzogen. Nach einer Erholungsphase im 4 Sterne-Hotel genossen wir spätabends im Zentrum beim Abenddinner eine Fadoshow. Den beiden Gitarristen und einem jeweiligen Sänger zu lauschen war höchst unterhaltsam – Lebensfreude aber auch ein Schuss Melancholie drücken diese Lieder aus, bei denen es vor allem um die Sehnsüchte des Menschen nach Harmonie, Liebe, Frieden etc. geht. Da portugiesisch gesungen wurde, habe ich aber gut die Hälfte des Textes nicht wirklich verstanden. Bei der Heimfahrt zeigte die blaue Busbesatzung unserer Reiseleiterin Silvia, dass wir gesanglich auch nicht mit der Nudelsuppe dahergeschwommen sind und gaben einige sozialkritische Lieder wie „Frisch außa wia´s drin is“ oder „Und jetzt gang i an Peters Brünnele“ zum Besten. Die Stimmung war super und Silvia war schwer beeindruckt. An der hoteleigenen Bar ließen wir dann diesen 4. Reisetag ausklingen.
5. Tag
Wir hatten uns schon ganz auf den versprochenen Regen eingestellt, allein er kam erst, als wir am Nachmittag mit dem Bus ins Hotel fuhren – Petrus sei Dank! An diesem 30. Okt. stand die portugiesische Hauptstadt ganz solo auf dem Programm. Zunächst eine Stadtrundfahrt, wobei uns Silvia wieder bestens mit Infos versorgte, und dann eine Wanderung durch die gottseidank vom schrecklichen Erdbeben im Jahre 1755 fast verschonte Altstadt – die Alfama. Ein Labyrinth an verwinkelten engen Gässchen, viele Häuser „geschmückt“ mit zum Trocknen aufgehängter „erotischer“ Wäsche. Die Alfama erinnerte mich an die Souks in Marokko, man stellt halt immer wieder Vergleiche her. Außerhalb der Altstadt dann wieder riesige, prachtvolle Plätze und breite
Boulevards von noblen Geschäften und Restaurants gesäumt. Eineinhalb Stunden hatten wir wieder Zeit, um uns um die Mittagszeit mit Kulinarischem zu versorgen. Dabei kam es fast zu einem fatalen Verhängnis: Helene bestellte für mich in bester Absicht ein großes Bier, wohl wissend, dass ich des Trinkens in größeren Mengen mächtig bin. Der Kellner brachte aber wie erwartet keine Halbe sondern einen Liter Bier! Ich kam mir vor wie am Oktoberfest in München, der Schock hielt nur kurz an, schließlich bewältigte ich diese Herausforderung mit Bravour und spülte damit meine 4 Sardinen locker hinunter.
Mit dem Bus ging´s dann weiter in das Viertel von Belem, wo wir das imposante Hieronymuskloster besichtigten. Besonders beeindruckend der Kreuzgang – einer der schönsten der Welt – mei, woar der schean! Von diesem Prachtbau aus unternahmen Helene und ich noch einen Spaziergang zum nahen Atlantik, wo die Portugiesen noch ein riesiges Denkmal errichteten – zur stolzen Erinnerung an die vielen Entdeckungen und Eroberungen in der großen weiten Welt. Vasco da Gama steht ja stellvertretend für die großen Seefahrer dieses Landes.
Das abendliche Dinner im Hotel war überschattet von einem unglaublichen Tohuwabohu beim Buffet – lange Schlangen, erzürnte und entnervte Goldhaubenfrauen, noch einmal eine große Herausforderung für den Goldhaubentross. Doch schließlich wurden alle satt, in Portugal ist halt die Geduld eine notwendige Tugend. Eine elitäre Runde von Goldhaubenfrauen war letztendlich noch gut gelaunt und lud mich ein, mit ihnen noch „Lieder wie sie im Volke wurzeln“ zu singen – ei, woar des lustig!
Ich zog mich dann aber alsbald in meine Kemenate zurück, es gab ja für mich auch noch andere Aufgaben als Lieder zu singen! (unter anderem Koffer einräumen…)
6. Tag:
Regen und Nebel – ein ganz trüber Wettertag sollte uns wahrscheinlich den Abschied von Portugal erleichtern! Doch bevor wir am Nachmittag nach Österreich abhoben, ging´s noch im stockenden Verkehr weg von Lissabon, Richtung Westen, vorbei an den berühmten Seebädern von Estoril und Cascais nach Sintra. Wie schön wäre diese Fahrt gewesen, hätte uns die Sonne die wunderbare Küstenlandschaft, die mondänen Villen etc. gezeigt, allein dies alles verschwand hinter einem grauen Schleier. Der Nationalpalast (Sommerresidenz der Könige) von Sintra war aber trotzdem diesen Ausflug in den westlichsten Zipfel Portugals wert. Noch einmal Pracht und Herrlichkeit, was die bauliche Anlage dieses Palastes betrifft, vor allem aber die unfassbar reiche Innenausstattung, wunderbar ausgestattete Säle mit Goblins, bizarren Arbeiten aus Elfenbein und und und! Silvia fütterte uns noch einmal via Kopfhörer mit ihrem unbändigen Wissen zu vielen Details dieses Prachtbaus. Doch nach 6 Tagen voll von großartigen Eindrücken war ein gewisser Sättigungsgrad erreicht und die Aufnahmefähigkeit war bei den meisten schon sehr überschaubar. Höchste Zeit für einen Frühschoppen, zwei gemütliche Bierchen taten meinem Schwager und mir physisch und psychisch sehr gut und wieder bestens erholt traten wir die Rückfahrt zum Flughafen nach Lissabon an, wo wir uns von unseren lieben Begleitern Silvia und Sergio ganz herzlich verabschiedeten. Alle freuten sich doch wieder auf Österreich, anders ist es nicht zu verstehen, dass während des Heimfluges die Fluginsassen gemeinsam das „Hoamatland“ sangen.
Resümierend kann festgehalten werden, dass diese Reise mit der OÖ Goldhauben- und Kopftuchgruppe - für die überdies während der ganzen Reise keine „Helmpflicht“ bestand - „voi supa woar“! Ein großer Dank an das „Dreimäderlhaus“ des Reiseweltteams Doris, Julia und Maria, die immer da gewesen wären, wenn wir sie gebraucht hätten. Ein großes Lob auch unserer fast schon zu viel wissenden redegewandten Reiseleiterin Silvia und auch ein Kompliment an Sergio, den Chauffeur, klein im Wuchse, aber fesch und immer bestens gestylt.
Ganz zum Abschluss 4 Worte: Mei, woar des schean!!!