Die Anfertigung einer Haube

Viele Frauen in unserem Bezirk tragen einen ererbten Schatz. In unserer Schatzkiste finden Sie einige Geschichten zu diesen Hauben.

Ansonsten besteht auch die Möglichkeit, eine Haube käuflich zu erwerben. Vielleicht gibt es ja gerade eine passende Haube für Sie in unserer Rubrik MARKTPLATZ!

Für viele aber ist die schönste Weise, in Besitz einer Goldhaube zu gelangen, diese selbst anzufertigen. Eine Goldhaube wird in etwa 300 Arbeitsstunden durch die faszinierende handwerkliche Kunst der Gold- und Perlenstickerei hergestellt. Meist gibt eine sachkundige Stickkursleiterin Anleitung, sie hat auch die passenden Materialien.

Im Bezirk Perg gab und gibt es einige Stickkursleiterinnen. Stickkurse wurden von Fr. Brigitte Luftensteiner, Fr. Therese Gintersdorfer und Fr. Maria Tauber abgehalten. Unter Fr. Maria Tauber entstanden in fast 40-jähriger Tätigkeit als Kursleiterin unzählige Hauben im Bezirk. Derzeit aktiv sind die Stickkursleiterinnen Fr. Herta Heiligenbrunner und Fr. Grete Hammel.

Goldhaubenstickerei

Wer die Herstellung einer Goldhauben online sehen möchte, hat in nebenstehendem Beitrag dieses Gelegenheit.


Verfolgen Sie nun mit uns die Herstellung einer Haube, die in einem Kurs bei Frau Heiligenbrunner entstanden ist. Zuerst wird das Muster entworfen und das Band bestickt, danach entsteht der Knauf. Beide Teile werden dann auf ein Drahtgerüst genäht, das die Form der Haube festigt. Die Haube wird zum Schluss noch gefüttert und und "aufgemascherlt". Nach dem Befestigen der Masche ist die Haube fertig für den ersten Einsatz. 

DAS BAND WIRD BESTICKT

Als Band wird das Stück Stoff bezeichnet, das den Haupteil der Goldhaube mit dem Muster bildet. Hier ist es sogenannte Maschinwebe. Gängiger ist Handwebe, selten sieht man auch Stoff mit Goldfäden, sogenannten Lurex-Stoff. 

  • A weisses Blattl Papier - am Anfang steht der Entwurf eines Musters
  • Der erste Mustersatz zeigt nur die Hälfte des Musters. Es wird später auf Seidenpapier übertragen und gespiegelt und verlängert
  • Können sich die schönsten Folien so ausgehen?
  • Der Goldstoff wird auf einen Rahmen gespannt.
  • Den unteren Rand dieser Haube bildet ein Soutageband.
  • Das Muster wurde inzwischen auf Seidenpapier übertragen. Nun wird es auf den Stoff geheftet.
  • Die ersten Linien aus Flitter und Vorlegefaden entstehen.
  • Auch beim Mittelstück entstehen die ersten Konturen aus Flitter.
  • Die Konturen des Mittelstücks ...
  • ... und des laufenden Hundes sind fertig.
  • Nach getaner Arbeit wird das Werkstück verpackt, um vor Licht und Verschmutzung geschützt zu sein.
  • Das Seidenpapier wird entfernt ...
  • ... der Goldstoff kommt wieder zum Vorschein.
  • Nun geht es ans Aussticken. Die ersten Schüsserl werden mit Perlen aufgenäht.
  • Die Freude wird immer größer, die ersten Blümchen erblühen.
  • Wie soll der untere Rand ausgestickt werden? Nur mal probieren!
  • Und ein "Auge" muss auch noch ausprobiert werden.
  • Und noch eins.
  • Und weil's so schön ist, gehen die weiteren Augen flugs von der Hand.
  • Wieder steigt die Spannung - der erste Fächer ist gestickt.
  • Im Detail sieht er so aus.
  • Nun geht's mal beim Mittelstück weiter. Auch hier ein Fächer.
  • Die Elemente für die restlichen Flächen sind längst im Kopf entstanden. Nun werden sie umgesetzt.
  • Eine Ähre soll den äußeren Rand des Mittelstücks bilden.
  • Daneben und dazwischen wollen noch einige Details verwirklicht werden.
  • Somit ist das Mittelstück praktisch fertig.
  • Die Idee für den unteren Rand wurde noch weiter ausgebaut.
  • Nun geht's am oberen Rand weiter. Die Ähren sollen wieder aufgenommen werden.
  • Blümchen und Flitter ergänzen die oberste Reihe. Der Rest wird ausgeflittert.
  • Dazu werden die flachen Plättchen zu Schüsserl geschlagen...
  • ... und dann mit einer Perle fixiert.
  • Das Ende ist nah!
  • Endlich - fertig gestick, das Band vom Rahmen genommen und oben noch ein paar Zugfäden eingezogen.

DER KNAUF ENTSTEHT

Es gibt wohl 100 Arten, den Knauf anzufertigen. Hier wird zuerst aus einem Stück Stoff, das mit Stramin unterlegt wird, eine"Kugel" geformt. Diese wird dann in sogenannter "gebuckelter Stickerei" bestickt. Das heißt, es werden lauter kleine Formen aus Filz oder Ähnlichem zugeschnitten, die erst bestickt und dann auf die Kugel genäht werden.

  • Aus diesen Stoffteilen soll der Knauf entstehen.
  • Der Stoff ist mit Stramin hinterlegt.
  • Eine Form wird exakt aus Filz zugeschnitten. Möchte man vermeiden, dass später bei ganz genauem Hinsehen der Filz sichtbar ist, kann man die Teile mit goldfarbenem Stoff überziehen.
  • Die ersten Teile werden bestickt. Zuerst an den seitlichen Kanten, dann oben ganz dicht.
  • Der zusammengenähte Knauf mit einem ersten Element.
  • Schön ist es, wenn einzelne Elemente aus dem Band sich auch auf dem Knauf wieder finden.
  • Die nächste Ansicht von vorne, testweise bereits beidseitig Blätter - entscheide ich mich für Ähren oder Blumen?
  • ... und von der Seite - hier wird der Fächer aus dem Band wieder aufgegriffen.
  • Der Knauf wird dichter.
  • Mit jedem Element, das angenäht wird, wird der Knauf stabiler und fester ... und schöner
  • Auch von oben gesehen fügen sich die Formen exakt ineinander
  • Noch ein paar Stunden Arbeit, aber jetzt ist auch der Knauf fertig. Damit er stabiler wird, wurde er innen noch geleimt.

DIE HAUBE WIRD ZUSAMMENGESETZT

Nachdem nun lange an den beiden wesentlichen Teilen, dem Band und dem Knauf gearbeitet wurde, folgen nun die letzten spannenden Schritte. Noch einige Teile sind notwendig, um eine fertige Haube zu formen.

  • Als Grundgerüst für die Haube brauchen wir noch ein Gerüst aus Hutdraht.
  • Jetzt wird's spannend: das Band wird auf das Drahtgerüst genäht...
  • ... und oben eingezogen.
  • Das Gerüst samt Stickerei wird gebogen - jetzt ist's nur noch ein kleiner Schritt zur fertigen Goldhaube.
  • Knauf wird angenäht - fehlt nur noch die Masche...
  • Die Masche entsteht aus schwarzem Hutdraht, auf den eine Spitze und eine Abschlussborte aufgenäht werden.
  • Die Masche wird nun grob geformt und ist fertig für ihren krönenden Einsatz.
  • Die Haube wird noch gefüttert, in das Futter habe ich ein Mongramm und die Jahreszahl gestickt.
  • Inzwischen habe ich bei den Goldhaubenfrauen in einem Kurs die Kammzugtechnik erlernt und damit eine Goldhaubenschachtel gestaltet.

ENDLICH FERTIG

Nach etwa 300 Arbeitsstunden ist meine Haube fertig. Am Sonntag darf sie zum ersten Mal ausgehen!

Und gelegentlich hole ich sie voll Freude aus der Schachtel und schau' sie an. Einfach so.